Sima Skurkovitz, 1924 in Wilna geboren, war 1941, als diese vorliegende Geschichte begann, 17 Jahre alt. Sie lebte mit Eltern und Geschwistern dort, besuchte die Jüdische Mädchenschule und hatte viele Interessen und Freizeitbeschäftigungen. 1941 begannen auch in Wilna zuerst die Beeinträchtigungen und dann die Deportationen und Vernichtungen der jüdischen Bevölkerung. Sie ist die einzige ihrer engsten Familie, die den Holocaust überlebte. Dieser Bericht ist erstmalig 1989 in Jerusalem erschienen, jiddisch und hebräisch, 1997 deutsch. Es war Sima´s Wunsch, auch in Deutschland ihren Lebensbericht zu veröffentlichen. Es ist einer der Geschichten, die so wichtig sind, daß sie immer in Erinnerung bleiben und nachlesbar sein sollten. Zum einen wegen der Ungeheuerlichkeiten, die vielen Menschen während der Diktatur des Nationalsozialismus angetan worden sind, und die nie mehr geschehen sollen; und zum andern wegen des Mutes und der Hoffnung, die manche Menschen doch fähig waren zu verbreiten, auch durch das Singen der jüdischen Lieder, wie bei Sima Skurkovitz beschrieben.
Vor dem Krieg war Wilna die Stadt vieler Juden. Es gab dort 200 Synagogen und man nannte Wilna das „Jerusalem Litauens“. Es gab jüdische Sportvereine, Schulen, Krankenhäuser, Forschungsinstitute, Orchester, Theater und Bibliotheken. Es gab dort das größte jüdische Druck- und Verlagszentrum der Welt. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung betrug 70 000 von 200 000 Einwohnern. Als Sima Skurkovitz nach dem Krieg zurückkam, lebten nur noch sehr wenige Juden in Wilna. Das jüdische Leben und die jüdische Kultur war en so gut wie ausgelöscht.